Warum sich eine faire Lehrlingsselektion lohnt
Ausländische Jugendliche: Jeder Fünfte ohne Abschluss
- Neun von zehn Jugendlichen schliessen in der Schweiz eine Berufslehre oder eine Matura ab. Bei den ausländischen Jugendlichen ist diese Zahl wesentlich tiefer. Mehr als jeder Fünfte ausländische Jugendliche im Alter von 18-24 ist in keiner Ausbildung.1 Wer aus «gutem Haus» (gute Bildung, hohes Einkommen, angesehener Beruf) kommt, hat – unabhängig von der erbrachten schulischen Leistung- deutlich mehr Chancen nach der Schule eine Ausbildung überhaupt zu beginnen.2 Hier sind Jugendliche ausländischer Herkunft benachteiligt.
Weniger Chancen auf Lehrstelle
- Bei gleichen schulischen Leistungen haben Schweizer Jugendliche eine viermal bessere Chance auf eine Lehrstelle als ihre ausländischen Kolleginnen und Kollegen.1 Es ist wissenschaftlich widerlegt, dass die Probleme der ausländischen Jugendlichen bei der Lehrstellensuche mit «schulischen Defiziten» erklärt werden können!2 Vorurteile gegenüber gewissen Ausländergruppen (v.a. Jugendliche aus dem Balkan und Ex-Jugoslawien) spielen eine grosse Rolle.
Schulnoten und Schultyp wenig aussagekräftig
- Schulnoten und Schultypen (Grundanforderungen versus erweiterte Anforderungen wie Realschule-Sekundarschule-Untergymnasium bzw. Sek. A, B oder C) widerspiegeln die effektiven Schulleistungen nur sehr ungenau.1 Ein genaueres Hinschauen lohnt sich deshalb bei Bewerbungen. Der Schultyp wird dem Leistungspotenzial von Jugendlichen oft nur ungenügend gerecht.
Warteschlaufen
- Jugendliche mit ausländischem Pass besuchen zu über einem Drittel Übergangslösungen nach der Schule, vor allem weil sie keine Lehrstelle finden. Dagegen besuchen nur gut 15 Prozent der Jugendlichen mit Schweizer Pass eine Übergangslösung.1 Junge Frauen ausländischer Herkunft haben es besonders schwer, den Direkteinstieg ins Berufsleben zu finden.2
Ängste der Lehrbetriebe
- Ausländische Jugendliche stehen fälschlicherweise unter Verdacht, im Betrieb spezielle Probleme zu verursachen und haben deshalb bei gleichen Schulleistungen mehr Schwierigkeiten eine Lehrstelle zu finden.1
Lehrabbrüche
- In einzelnen Kantonen wird über ein Viertel der Lehrverhältnisse aufgelöst.1 Ein Grund dafür ist eine unsorgfältige Selektion, egal ob Jugendliche schweizerischer oder ausländischer Herkunft betroffen sind. Konflikte im Betrieb spielen bei Jugendlichen ausländischer Herkunft keine grössere Rolle als bei Schweizer Lernenden. Berufsbildnerinnen und Berufsbildner beurteilen ihre Lernenden als ähnlich fleissig, initiativ, selbständig, pflichtbewusst, ordentlich und teamfähig – egal ob Schweizer oder Ausländerin.2
Weniger Lehreinsteiger/innen
- Die Anzahl Lehreinsteiger/innen sinkt in den nächsten zehn Jahren je nach Region um bis zu 20 Prozent.1 In gewissen Regionen wird sich der Wettbewerb um die geeigneten Jugendlichen spürbar verschärfen.
Anteil Jugendlicher ausländischer Herkunft steigt
- Jugendliche ausländischer Herkunft werden in den nächsten Jahren mit einem Viertel bis zu einem Drittel der Schulabgänger/innen zahlenmässig eine immer wichtigere Gruppe darstellen.1 Ein Potenzial, dass die Wirtschaft nutzen sollte.